Ogi Tumur

Über mich

Mongolische Oper – magischer Erstkontakt

 

Als ich das erste Mal mit Musik in Berührung kam, war ich etwa drei Jahre alt. Ich war ein sehr neugieriges, aufgewecktes Kind und viel mit meiner Oma unterwegs. Meine Oma ist regelmäßig in den Pensionistenklub gegangen und ich habe es geliebt, sie dorthin zu begleiten. Im Klub wurde oft gesungen und musiziert und besonders gut kann ich mich an die Proben zu den Opernabenden erinnern, die dort immer wieder stattfanden. Da wurden zum Beispiel Duette und Arien aus  „Uchirtai gurvan tolgoi“ (das Liebesdreieck) aufgeführt, einer mongolischen Oper, die 1934 vom Komponisten Ch. Damdinsuren komponiert worden war.

Diese Musik hat mich so beeindruckt und ich habe sie so intensiv erlebt, dass ich am Rückweg nach Hause tatsächlich im Gehen eingeschlafen bin. Meine Oma ist zunächst natürlich total erschrocken, aber dann hat sie sehr gelacht und mich „Huckepack“ heim getragen.

Die Melodien aus dieser Oper haben meine Liebe zur klassischen Musik begründet und sie begleiten mich noch heute. Die Klassik hat mich zum Klavierspielen gebracht.

Mongolischer Pop – mein musikalischer Tagesplaner

Bei uns daheim war immer Musik. Mama und Papa haben regelmäßig auf der Gitarre oder der Mandoline mongolische Poplieder gespielt und wir haben gemeinsam dazu gesungen. Meine Mutter ist eine gute Sängerin und war immer sehr kreativ – sie hat ständig aus dem Stehgreif Texte erfunden, die sie dann zu einer bekannten Melodie gesungen hat. Da ging es um ganz gewöhnliche Alltagsthemen – aufstehen, in die Schule gehen, zur Arbeit müssen, Essen kochen – meistens hat sie mir so mitgeteilt, was ich während des Tages tun sollte: bei meiner Oma bleiben, frühstücken, auf unsere Wohnung aufpassen. Auf diese Weise ist Musik ein ganz selbstverständlicher Teil meines Alltags geworden – vielleicht arbeite ich deswegen auch so gerne mit Kindern.

Mongolisches Liedgut – der rote Faden durch mein Leben

Wenn Verwandtschaft zu Besuch kam, wurde daraus regelmäßig ein großes Fest. Zunächst begann es immer ganz harmlos mit einer Jause oder einem kleinen Abendessen, es gab leise Hintergrundmusik aus dem Radio. Aber irgendwann hat immer jemand plötzlich ein Instrument ausgepackt und meistens war es eine Tante, die das erste Lied angestimmt hat. Zuerst waren es flotte, lustige Popsongs, aber es dauerte nie lange, bevor jemand mongolische Volkslieder einforderte. Von beschwingt und leicht bis getragen und schwer – die Palette  unserer Volksmusik ist unendlich facettenreich und das Repertoire meiner Familie schien mir als Kind schier unerschöpflich. Ich fand jedes einzelne Lied wunderschön.

Irgendwann wollte ich dann unbedingt Teil dieser Feiern sein und nicht bloß Zuhörerin. Das war meine  Motivation, mir diese alten Lieder zu erarbeiten, damit ich sie dann auf dem Klavier begleiten konnte. Über die letzten Jahre habe ich viele dieser traditionellen Stücke zusammengetragen und für Klavier arrangiert, um dann „irgendwann einmal“ ein Musikheft daraus zu machen. Auf wundersame Weise erhielt mein Projekt durch Corona neuen Schwung: Ich spielte die Lieder ein, eins nach dem anderen, und stellte sie auf meinen YouTube Kanal – ich erinnere mich noch, wie meine Mama mich nach dem ersten angerufen hat – weinend. Ich hatte unser aller Lieblingslied gespielt – „Tungolog Burganti“ – eine Liebeserklärung an die mongolische Landschaft, an einen kleinen Fluss in der Gegend, in der meine Mutter aufgewachsen war. Natürlich hatte sie mich schon oft Klavier spielen gehört – aber diese Musik, dieses eine Lied – noch nie hätte sie ein Stück so berührt, noch nie wäre das Band zwischen uns so stark gewesen.

Da ist mir dann richtig bewusst geworden, wie wichtig dieses traditionelle Liedgut ist, was für eine Kraft es hat. Mir ist es jetzt ein noch größeres persönliches Anliegen, unsere mongolische Musiktradition zu bewahren. Letztes Jahr habe ich mein „erstes mongolisches Liederbuch“ herausgegeben, Band II ist in Arbeit.

Oh Gott – wo ist die Toilette?

Als Kind hatte ich nie Lampenfieber. Ich war offen und wollte immer sofort allen zeigen, was ich kann – mein Selbstvertrauen war quasi unerschütterlich. Irgendwann habe ich bemerkt, dass ich vor Auftritten immer nervöser geworden bin – es war schrecklich. Was tun? Herumzappeln, auf die Toilette rennen – das macht es nicht besser, im Gegenteil. Nägelkauen ist für eine Pianistin schon gar keine Option…  Eines Tages, während ich auf einen Auftritt wartete, sah ich am Gangfenster Regentropfen herunterrinnen und spontan fiel mir eines der selbstgetexteten Lieder meiner Mutter ein. Ich begann vor mich hinzusummen und siehe da – ich wurde ganz ruhig. Da erinnerte ich mich,  dass ich als Kind vor dem Spielen immer irgendwie abgelenkt war: entweder ich tanzte mit meinen Freundinnen, oder ich lief herum, oder ich erzählte irgendwem noch was – an meinen bevorstehenden Auftritt dachte ich damals jedenfalls nie.

Seitdem hole ich vor meinen Auftritten immer irgendeine Kindheitserinnerung hervor, singe ganz leise vor mich hin, tanze ein bisschen – ziehe mich in meine eigene kleine Bubble zurück. So gut wie früher funktioniert es nicht mehr, ich bin immer noch ein klein wenig nervös, aber ich habe es unter Kontrolle.  Mittlerweile weiß ich, dass es sogar beflügelt, ein wenig aufgeregt zu sein. Ich weiß, dass ich hart gearbeitet habe, dass ich gut vorbereitet bin und habe meine Mutter im Ohr: “Glaub an dich. Du schaffst das!”. Und so war es bis jetzt dann auch. Immer.

Ticket nach Wien

Ich habe das Glück, aus einer Familie zu kommen, in der wir eng verbunden sind und auch sehr fest zusammenhalten. Als mein älterer Bruder in den USA studierte, wollte ihn meine Familie so oft wie möglich besuchen und treffen.  Da war es ganz logisch für meine Eltern, so zu planen, dass sich der große Aufwand möglichst für die ganze Familie lohnte. Also begann meine Mutter zu recherchieren, wo und wann es 2014 passende Klavierwettbewerbe für mich gäbe und stieß auf die „American Protege International piano Competition“. Sie meldete mich an. Die Sache hatte nur einen kleinen Haken: der Bewerb wurde – noch lange vor Corona – online ausgetragen, erst die Preisverleihung würde vor Ort stattfinden. Ich reichte ziemlich entspannt die „fantaisie impromptu“ von Frederic Chopin ein und fiel aus allen Wolken, als ich eine Woche später die Einladung nach New York erhielt. Ich war tatsächlich zweite geworden und sollte beim Galakonzert der Gewinner in der Carnegie Hall spielen! Ich muss wohl kaum erklären, wie stolz meine Familie und wie glücklich ich damals war. Es ist immer noch der für mich persönlich wichtigste Wettbewerb, den ich je gespielt habe.

Voller Euphorie nahm ich gleich mein nächstes Ziel in Angriff: die “International Piano Competition 2014” in San José. Dort gewann ich aus dem Stand den Preis als „Beste Interpretin eines zeitgenössischen Stücks des Komponisten Lothar Bandermann“ – ich war so stolz. Neben einem Blumenstrauß und einer Schachtel Pralinen bekam ich ein versiegeltes Kuvert überreicht – ich riss es auf und konnte mein Glück kaum fassen. Ich hatte mir tatsächlich ein Stipendium zu einem Meisterkurs in Wien erspielt, in der VIP- Academy von Prof. Stephan Möller.

Was das für mich wirklich bedeutete, wurde mir erst auf dem Heimflug in die Mongolei klar: ich würde in der Mongolei noch meine Matura machen und dann in Europa studieren, in Wien – der Welthauptstadt der Musik. Mein Leben würde sich für immer verändern.

Vorbilder – Visionen – Träume

Obwohl es in der Mongolei nach wie vor eher traditionell zugeht, bin ich wie gesagt in einer sehr aufgeschlossenen Familie groß geworden und auch mein Klavierunterricht war recht modern. Meine Lehrerin räumte mir zum Einen viel Mitspracherecht ein, was die Wahl der Stücke betraf, die ich lernen sollte, zum Anderen war sie immer bereit, mit mir über verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zu diskutieren. Anregungen dazu holte ich mir gerne auf YouTube und auf diese Weise stieß ich auf die Videos von Martha Argerich.

Es war musikalische Liebe auf den ersten Ton – ich war augenblicklich Fan. Diese Frau einmal live zu hören, sie kennenzulernen, mit ihr zu sprechen – wie oft habe ich mir das ausgemalt, trotzdem war ich damals überzeugt, es würde immer ein Traum bleiben.

Zauberhafte Wirklichkeit

Und dann war ich plötzlich in Wien – um hier Musik zu studieren. Martha hatte ich zu diesem Zeitpunkt zwar nicht vergessen, aber ich war mit anderen Dingen beschäftigt. Ich hatte gerade meine Wohnung bezogen, meine paar Sachen ausgepackt und wollte mir einen Plan machen, wie ich mit meinen recht bescheidenen Mitteln über die ersten Wochen kommen würde. Um den Kopf frei zu bekommen, ging ich eine Runde spazieren – Richtung Innenstadt, am Musikverein vorbei. Und da stand es, in großen Lettern – ich hätte es wohl auch gesehen, wäre dort nur ein post-it geklebt: Martha Argerich im goldenen Saal des Musikvereins – eine Nachmittagsvorstellung, in einer halben Stunde würde sie beginnen. Mittlerweile habe ich viele wunderbare Konzerte in Wien erlebt, aber damals erschien mir diese Ankündigung wie das Tor zum Musikhimmel.  Vergessen waren meine Sparpläne, ich kramte alles Geld, das ich zu dem Zeitpunkt verfügbar hatte zusammen und kaufte eine Karte.

Was soll ich sagen – es waren die vielleicht am besten investierten  „letzten Cents“ meines Lebens – es war einfach ein Wahnsinns-erlebnis für mich. Ich habe es tatsächlich geschafft,  in der Pause ein paar Worte mit meinem Idol zu wechseln – sie war reizend und hat mir sogar für meine eigene Karriere viel Glück gewünscht! Ich weiß nicht, wer mich an diesem Tag mehr verzaubert hat, Martha Argerich oder Wien?

In Wien lebe ich jetzt seit sieben Jahren und der Zauber ist ungebrochen. Und immer wieder ergeben sich zu meiner großen Begeisterung unerwartete Konzerterlebnisse: Zuletzt  waren es Igudesman & Joo – auch diese Künstler kannte ich von YouTube, sie waren quasi eine meiner Lock-down-Entdeckungen… Und auf einmal performten sie live in Wien – und waren vielleicht noch einen Tick  faszinierender als erwartet, einfach wundervoll.

Arbeit, Mut und viel, viel Liebe.

Auch wenn es sich vielleicht so anhört, als wäre mir alles zugefallen – das war nicht so. Aber es sind viele Türen aufgegangen und ich habe oft meinen ganzen Mut zusammengenommen und habe mich den Herausforderungen gestellt, die dahinter gewartet haben. Danke meinen Eltern, meinen Lehrern, meinem Partner – dass ihr mich dabei unterstützt habt!  Und natürlich allen meinen Schülern und Fans – ich habe noch viel vor!

Thursday, August 31, 2020
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